Melanie Kühner und ihr Team sorgen täglich dafür, dass am Hauptbahnhof Frankfurt am Main und an 109 weiteren Stationen alles rund läuft. Ein Einblick, wie der künftige Deutschlandtakt den Alltag der Bahnhofsmanagerin bereits heute beeinflusst.
Es ist viel los am Frankfurter Hauptbahnhof. Reisende eilen zu ihren Zügen, Koffer rollen über die grauen Fliesen, Durchsagen hallen an den Bahnsteigen. Mittendrin: Melanie Kühner. Reisende wollen über ihre Anschlussmöglichkeiten informiert, der Bahnsteig gesäubert, Brandschutzbestimmungen eingehalten und ab und an muss auch eine Glühbirne gewechselt werden: Die Bahnhofsmanagerin kümmert sich „von der Bahnsteigkante an um alles, was an Gebäude oder Infrastruktur dazugehört“, wie sie selbst sagt.
Ein Bahnhof ist Beginn, Ende oder Zwischenstation einer Reise. Deshalb muss er sauber, sicher und einladend sein.
Dabei ist sie nicht allein. „Zum Glück habe ich ein tolles Team“, sagt Kühner. Gemeinsam mit 250 Mitarbeitenden ist sie neben ihrem Haupteinsatzort in Frankfurt am Main für insgesamt 109 weitere Bahnhöfe im Rhein-Main-Gebiet verantwortlich: angrenzend an Mainz und Wiesbaden über Frankfurt bis Offenbach und Hanau. Der Deutschlandtakt spielt im Arbeitsalltag der Bahnhofsmanagerin schon heute eine entscheidende Rolle.
Gute Bahnhöfe, gute Reise
„Der neue Takt-Fahrplan soll nicht nur die Reisezeiten verkürzen“, sagt die Bahnhofsmanagerin, „er soll die Bahn als Verkehrsmittel insgesamt attraktiver machen.“ Dazu gehören insbesondere auch die Bahnhöfe, betont sie: „Ein Bahnhof ist Beginn, Ende oder Zwischenstation einer Reise. Deshalb muss er sauber, sicher und einladend sein.“
Für Melanie Kühners Bahnhöfe in Frankfurt und der Region bedeutet das: Es braucht helle, offene Räume, moderne Sicherheits- und Gebäudetechnik und ein gutes Angebot für die Reisenden. „Wenn man noch ein paar Minuten Zeit hat, sich noch was Gutes tun, einen Kaffee trinken oder sich ein Buch mit auf die Reise nehmen will: Das muss der Bahnhof bieten.“ Um das auch in Zukunft zu leisten, berät sie als Bahnhofsmanagerin in der Rolle der Betreiberin gemeinsam mit ihrem Team das Großprojekt „Masterplan Frankfurt Hauptbahnhof“ und wirkt aktiv auf den Ausbau des Verkehrsknotenpunkts ein.
Im 1888 eröffneten Kopfbahnhof sind besonders in Stoßzeiten viele Menschen unterwegs, deren Wege sich am Ende der Gleise am Eingangsbereich kreuzen. Da kann es manchmal eng werden, weiß Kühner: „Frankfurt ist eine historische Anlage. Deshalb sind die Bahnsteige nicht sehr breit und durch das hohe Verkehrsaufkommen oft mehr als voll.“
Hightech am historischen Bahnhof
In Zukunft aber sollen die meisten Fernzüge unterirdisch starten, während am historischen Bahnhof mehr Platz für den Nah- und Regionalverkehr sein wird. Der geplante „Fernbahntunnel“ mit der zusätzlichen unterirdischen Station soll den Frankfurter Hauptbahnhof entlasten, zu mehr Kapazität und Verlässlichkeit beitragen sowie den Reisenden mehr Bewegungsfreiheit geben. Der Fernbahntunnel Frankfurt ist damit eine zentrale Maßnahme zur schrittweisen Umsetzung des Deutschlandtakts.
Um schon heute mehr Platz am Bahnhof zu schaffen, setzt das Team von Melanie Kühner auf moderne Technik: „Wir erfassen die Reisendenströme mit einem System aus Sensoren.“ Diese Daten werden in Echtzeit gemessen, ausgewertet und in eine Simulation überführt, anhand derer sich sowohl die tageszeitlichen Auslastungen an den Bahnsteigen als auch an anderen neuralgischen Stellen erkennen lassen. Dies wird in roten, gelben und grünen Bereichen dargestellt „wie auf einer Wetterkarte“, sagt Kühner.
Dank dieser Steuerung weiß die Bahnhofsmanagerin genau, wo besonders viel los ist und welche Wege die Reisenden nutzen. „Das hilft uns, zum Beispiel Mülleimer oder Bänke sowie Werbetafeln und Automaten in rot markierten Bereichen an einen anderen Platz und damit aus dem unmittelbaren Laufweg zu räumen. Wir erkennen auch, welche Rolltreppen und Aufzüge besonders hochfrequentiert sind und engmaschig überwacht werden müssen. Hierdurch soll den Reisenden der Umstieg und die Orientierung erleichtert werden und Umsteigezeiten sowie der Komfort beim Umsteigen innerhalb der Anlage eingehalten werden.“
Mit Leidenschaft für die Schiene
In ihrem Büro hat Melanie Kühner alle wichtigen Daten und die Bahnhofshalle mit ihren Gleisen im Blick. Doch auch wenn sie hier viel organisiert und plant, ist das Bahnhofsmanagement kein Schreibtischjob.
Wenn ein Fahrstuhl nicht funktioniert, ein Gleis für einen Ersatzzug organisiert werden muss oder Reisende ihren Zug verpasst haben, dann „braucht es Menschen, die beherzt und kompetent eingreifen“, sagt sie. Mit ihrer orangefarbenen Weste, auf der in großen Lettern „Bahnhofsmanager“ steht, ist sie viel im Bahnhof und am Gleis unterwegs. Spricht mit Reisenden, ihrem Team und dem Zugpersonal, um weitere Optimierungspotenziale zu erkennen.
Deshalb ist für den Deutschlandtakt nicht nur die Technik und der Ausbau entscheidend, sondern auch die Leidenschaft der Menschen, die dahinterstehen. „Eisenbahn ist mit ganz viel Emotionen belegt“, sagt Kühner. Deshalb ist es ihr und ihrem Team ein Anliegen, dass die Reisenden gut informiert sind, sich wohlfühlen und ihre Züge erreichen. „Wir geben ihnen ein Versprechen ab und dazu stehen wir. Dafür arbeiten wir jeden Tag.“
Titelbild: Copyright: Jan Pauls