Das Bild zeigt einen Mann im weißen Hemd. Er lacht in die Kamera. Es ist Philipp Schröder. Er ist Verkehrsplaner im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI).
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Welcher Zug hält zu welcher Minute an welchem Bahnhof? Wie werden die vorhandenen Trassen optimal genutzt? Wo muss die Schieneninfrastruktur ausgebaut werden? Und welche Stationen werden künftig wie häufig bedient? Dies sind nur einige der Fragen, mit denen sich Verkehrsplaner Philipp Schröder täglich beschäftigt. Er arbeitet bei SMA, einem unabhängigen Beratungs- und Softwareunternehmen für Bahnsysteme.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) knüpft Schröder mit seinem siebenköpfigen Team den Fahrplan für den Deutschlandtakt. „Wir müssen in einem äußerst komplexen Netz langfristig verkehrliche Angebote sichern“, sagt er. Als Basis dient ihm ein Planungstool aus der eigenen Software-Abteilung. „Damit können wir grafisch Züge in Zeit und Raum darstellen und ihre Fahrten optimieren“, erklärt Schröder. Im digitalen Modell des Zielfahrplans Deutschlandtakt etwa sind alle relevanten Bahnhöfe in Deutschland, alle eingesetzten Zugtypen, alle Fern- und Nahverkehrsverbindungen, alle Frequenzen, alle Zwischenhalte, alle relevanten Trassen des Güterverkehrs enthalten. In Verbindung mit der Zeitachse.

Wenn wir an einer Stelle etwas ändern, kann das Auswirkungen auf das ganze Netz haben, und diese Auswirkungen sehen wir sofort auf dem Bildschirm.

Philipp Schröder, Verkehrsplaner

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Knotenmagie

Das Zauberwort seiner Planung heißt Knoten. An ihnen laufen wichtige Verbindungen des deutschen Schienennetzes zusammen. Dort sind auch die Nahverkehrsverbindungen in die Regionen angeknüpft. Sie sind für Schröder die fahrplantechnischen Anker, anhand derer er den Fahrplan feinjustiert. „An den Knoten müssen wir minutengenau Umsteigemöglichkeiten anbieten“, sagt Schröder. Die Knoten werden im Deutschlandtakt regelmäßig zu den Minuten 0, 15, 30 oder 45 bedient. Der Hauptbahnhof Mannheim beispielsweise sei ein 0-30-Knoten – die wichtigsten Zugverbindungen kommen zur vollen und halben Stunde an.

Schließlich habe sein siebenköpfiges Planerteam beim Deutschlandtakt bestehende Kernelemente des Taktfahrplans in den Deutschlandtakt überführt und weiterentwickelt. Durch die Inbetriebnahme des IC-Netzes im Jahr 1979 sind feste Knoten entstanden. Neben Mannheim etwa in Dortmund und Köln. „Durch unsere Planung kristallisieren sich aber auch neue Knoten heraus“, sagt Schröder. Erfurt ist einer davon. Mit seinem Fernbahnhof avanciert die Landeshauptstadt Thüringens zum Tor für ganz Ostdeutschland. Via Leipzig (15-45-Knoten) ist Sachsen, via Halle (0-30-Knoten) ist Sachsen-Anhalt im Halbstundentakt an das bundesweite Streckennetz angebunden.

Kompromisse für den Takt

Verkehrsplaner Schröder muss im Auftrag des für den Deutschlandtakt federführenden Bundesverkehrsministeriums die Wünsche der Ministerien, Kommunen, Länder, Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), Güterverkehrswirtschaft und die des Infrastrukturbetreibers DB Netz AG zu einem Gesamtkonzept zusammenbringen. „Alle haben ihre Interessen und Ziele bezüglich Anbindung und Frequenz“, sagt Schröder, „und wir müssen den bestmöglichen Kompromiss für alle Beteiligten finden.“ Neutralität steht für ihn an oberster Stelle: „Wir wägen bei der Planung alle denkbaren Varianten ab“, sagt Schröder. Wenn es um Entscheidungen geht, sieht er sich als Moderator und Unterstützer von Entscheidungen. Dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung und Kompetenz werde seine Expertise geschätzt. Er freue sich, dass der Bund so ambitioniert das Eisenbahnsystem neu strukturiere und einen Wachstumspfad aufzeigt.

„Eisenbahn war schon immer meine Leidenschaft“, sagt Schröder. So studierte er nach dem Abitur an der Technischen Universität Berlin „Planung und Betrieb im Verkehrswesen“. Ein in der Bundesrepublik damals einzigartiger Studiengang mit vielen gebündelten Disziplinen des Verkehrswesens, der aus ganz Deutschland ambitionierte Leute anzog. In Aachen eignete er sich noch die Disziplin „Eisenbahnbetriebswissenschaft“ an und machte seine Leidenschaft zum Beruf. Der 49-Jährige mit deutschem und schweizerischem Pass lebt autofrei. Schröder: „Ich reise gern im Zug.“ Zu welcher Minute welcher Zug an welchem Bahnhof hält – das weiß er nur zu gut.