Marcus Reuner steht neben dem Gleis
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Planen, verhandeln, beauftragen: Marcus Reuner steuert das Großprojekt Dresdner Bahn. Ein Besuch auf der Baustelle am Kamenzer Damm.

Fast geschafft. Ein Bagger schaufelt überschüssigen Schotter aus dem Gleisbett der Fernbahn. Links davon rauscht die Berliner S-Bahn vorbei. An diesem kalten Dezembertag sind nur noch wenige Arbeiterinnen und Arbeiter auf der Baustelle am Kamenzer Damm mit den Schotterarbeiten beschäftigt.

Sie müssen präzise arbeiten und die Gleise auf den Millimeter genau verlegen. Nur so können die Fernzüge später mit 160 Stundenkilometern in Berlin und 200 Stundenkilometern in Brandenburg sicher auf der Strecke der Dresdner Bahn fahren.

Neue Gleise für mehr Verkehr

„Für die Dresdner Bahn ist dieser Bauabschnitt ein wichtiger Meilenstein. Hier werden die letzten Voraussetzungen geschaffen, um die Fernbahn auf der gesamten Strecke fertigzustellen“, erzählt Marcus Reuner. Der Wirtschaftsingenieur ist seit 2020 Projektleiter der Dresdner Bahn. Die circa 16 Kilometer lange Strecke beginnt südlich des Berliner Südkreuzes und führt über die Ortsteile Marienfelde und Lichtenrade nach Brandenburg in Richtung Dresden.

Der Ausbau der Dresdner Bahn leistet einen wichtigen Beitrag zum Deutschlandtakt: Er führt zu kürzeren Fahrzeiten auf der Strecke Berlin – Dresden und ermöglicht eine bessere Anbindung des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) an die Hauptstadt und in Richtung Dresden. Neben einer kürzeren Transportzeit auf der Strecke Dresden – Prag erhöht sich auch die Kapazität des Güterverkehrs auf der europäischen Verbindung.

Die Arbeiten am Kamenzer Damm in Berlin stehen kurz vor dem Abschluss. Wo vorher alte Gleise lagen, erstreckt sich nun ein hellgraues Band aus frischem Schotter – bereit für die ersten Züge. „Wir haben die Weichen und Gleise zurückgebaut, die beiden Fernbahngleise unter dem Kamenzer Damm hindurchgeführt, Lärmschutzwände gebaut, Signalanlagen errichtet, Schotter verlegt und vieles mehr“, sagt Reuner. Mit der Modernisierung der Dresdner Bahn werden die beiden in der Nachkriegszeit demontierten Gleise der Fernbahn vom Südkreuz bis nach Blankenfelde wieder aufgebaut. Die neuen Gleise entstehen östlich der S-Bahn-Trasse, die dafür teilweise nach Westen verlegt werden musste.

„Eine logistische Herausforderung, vor allem die Koordination der verschiedenen Gewerke“, so Reuner. Als Projektleiter ist er für den gesamten Ablauf des Bauvorhabens verantwortlich – von der Planung über die Durchführung bis zur Fertigstellung.

Dabei steht ihm ein großes Team zur Seite, dessen Größe je nach Projektphase variiert: „In der Vorbereitung waren wir knapp 20 Projektingenieure, in der Bauphase sind es fast 40“, sagt er. Hinzu kommen ein kaufmännisches Team sowie Kolleginnen und Kollegen in den Bauüberwachungszentralen, die die Arbeiten auf den Baustellen kontrollieren.

Die Dresdner Bahn ist das größte öffentliche Bauvorhaben der Deutschen Bahn im Bereich Berlin. „Das allein ist schon spannend, und dass ich aus dem Berliner Ballungsgebiet komme, macht das Projekt für mich persönlich noch wichtiger“, so Reuner. Seine Karriere bei der Deutschen Bahn begann während seines Ingenieurstudiums mit einem Praktikum bei der DB ProjektBau. „Ich habe schnell Gefallen an der Eisenbahninfrastruktur gefunden, weil man Meilensteine erreichen und Erfolge feiern kann, und mich dann für eine Karriere in diesem Bereich entschieden.“

Genehmigen, beauftragen, überwachen

Mit der Dresdner Bahn hat Marcus Reuner ein Projekt übernommen, das für den Deutschlandtakt von großer Bedeutung ist. Doch bevor die ersten Bagger anrollen konnten, mussten viele Hürden überwunden werden – allen voran die Baugenehmigung. „So wie sich jede private Bauherrin oder jeder private Bauherr um seine Baugenehmigung kümmert, machen wir das im Auftrag des Bundes“, erläutert er. Der Prozess nennt sich Planfeststellungsverfahren und ist für große Infrastrukturprojekte vorgeschrieben. Dabei werden alle Belange aus den Bereichen Umwelt, Verkehr oder Wirtschaft geprüft und öffentlich gegeneinander abgewogen, bevor das Projekt grünes Licht erhält. „Dieser Prozess muss gut aufeinander abgestimmt sein, damit wir rechtzeitig die Bauaufträge an die verschiedenen Firmen vergeben können“, so der Projektleiter.

Auch die Handvoll Bauarbeiter, die heute am Kamenzer Damm sind, kommen von einem Auftragnehmer. Die Firma stellt die notwendigen Maschinen, Material und Arbeitskräfte und sorgt dafür, dass die Arbeiten nach den Vorgaben der DB InfraGO AG ausgeführt werden.

Reuner hält bei der Dresdner Bahn viele Fäden in der Hand. Er erstellt gemeinsam mit seinem Team Planungsunterlagen, schließt Verträge mit den ausführenden Firmen und beantragt die notwendigen finanziellen Mittel. Weil die Dresdner Bahn so wichtig für den Deutschlandtakt ist, ist sie als Vorhaben mit vordringlichem Bedarf eingestuft. Daher wird ihre Modernisierung überwiegend aus Bundesmitteln finanziert.

Ein Projekt, das bewegt

Planungsunterlagen, Genehmigungsverfahren, Vertragsverhandlungen – wo viele vor allem Bürokratie sehen, hat Reuner den gesamten Prozess im Blick: „Es ist ein langer Weg, ein solches Bauvorhaben mit all seinen Schwierigkeiten und Herausforderungen zu begleiten – von Umweltschutz über Terminplan bis hin zu besorgten Bürgerinnen und Bürgern“, sagt er. „Umso größer ist der Stolz, am Ende einen wesentlichen Beitrag zur neuen Schieneninfrastruktur und zum Deutschlandtakt geleistet zu haben.“

Besonders freut sich Marcus Reuner auf die künftig schnellere Verbindung zum Flughafen Berlin Brandenburg (BER), die ein zentrales Ergebnis der Modernisierung der Dresdner Bahn sein wird. „In 20 Minuten vom Hauptbahnhof bis runter in den Flughafen? Das ist schon eine Ansage“, sagt Reuner und blickt von der Lankwitzer Brücke auf die Baustelle hinab. Ein Schotterwagen fährt langsam über das Gleis und verteilt seine Ladung zwischen den Schwellen.