Von der Schiene in den Lkw: So funktioniert Kombinierter Verkehr in Hamburg.
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Der Güterverkehr via Schiene ist der klimafreundlichste Transportweg – allerdings nutzen diesen bisher vorrangig Großunternehmen. Grund ist die oftmals komplizierte und zeitaufwendige Koordination. Denn damit Waren von Zügen transportiert werden können, müssen diese zunächst von anderen Transportträgern zum Gleis hin und dann wieder vom Gleis weg befördert werden. Jetzt bietet das Start-up Modility auch kleineren Unternehmen eine einfache Lösung bei der Planung des Kombinierten Verkehrs – und profitiert dabei auch vom Deutschlandtakt.

Kombinierter Verkehr: Herausforderung für kleine und mittelgroße Unternehmen

Unter Kombiniertem Verkehr (KV) versteht man Gütertransport, an dem verschiedene Verkehrsträger – also Zug, Lkw und Schiff – beteiligt sind und bei dem nicht die Transportgüter selbst, sondern die Transportbehälter (Container, Wechselbrücken oder Lkw-Sattelauflieger) im Ganzen umgeladen werden. Das heißt, beim Kombinierten Verkehr wird nicht das eigentliche Transportgut umgeladen, sondern es sind die Transportbehälter, die während der Transportkette „umsteigen“: zwischen Lkw, Bahn und Schiff. Eine andere Bezeichnung für den KV ist intermodaler Verkehr.

Eine wesentliche Herausforderung des KV ist der Umschlag zwischen den Verkehrsträgern, welcher eines gesteigerten Organisationsaufwands bedarf. Hendrik-Emmanuel Eichentopf, CEO des Start-ups Modility, hat dazu eine klare Meinung: „Der KV ist bisher – vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen mit wenig Erfahrung – zu komplex.“ Das Jungunternehmen hat sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die Klimaverträglichkeit der Schiene mit der Flexibilität des Lkws einfach zu kombinieren.

Und dieses sei dringend nötig, erklärt Eichentopf: Unternehmen wissen nämlich oftmals gar nicht, wie und wo sie ansetzen sollen bei der Organisation. Denn wer einen KV-Transport organisieren wolle, muss sich beispielsweise zuerst überlegen, über welche Terminals in der Start- und Zielregion das möglich wäre. Für die Strecke auf der Schiene und den Straßentransport zum und vom Gleis weg braucht es dann im nächsten Schritt passende Anbieter. Diese müssen kontaktiert werden. Danach folgen Besprechungen zu Rahmenbedingungen, Angebotsrecherche und gegebenenfalls sogar Preisverhandlungen; und das Ganze dann auch noch über verschiedene Kanäle wie Telefon und E-Mail hinweg, sodass ein solcher Prozess auch mal einen ganzen Tag in Anspruch nimmt. Eichentopfs Lösung: Sein Team und er haben mit Modility ein Buchungsportal für den KV-Transport entwickelt, welches sogar auf europäischer Ebene funktioniert.

Durch Modility zu Mobility

„Mit Modility bringen wir Anbieter und Nachfrager von Kombinierten Verkehren erstmals auf einem zentralen Onlinemarktplatz zusammen“, erklärt Eichentopf. „Eisenbahnverkehrsunternehmen können über das Portal ihre Transportkapazitäten vermarkten und Spediteure sowie Reeder diese unkompliziert finden und buchen. So machen wir den KV-Markt für den operativen Alltag transparent und einfach zugänglich wie den Straßentransport.“ Von einer dadurch möglichen KV-Buchung, die nun so einfach wie eine Sitzplatzreservierung im ICE wird, profitieren nicht nur die Unternehmen.

Die nachhaltigere Lösung

Aktuell liegt der Anteil des Straßengüterverkehrs am Güterverkehrsaufkommen noch bei über 80 Prozent – dabei hat der KV insbesondere gegenüber dem reinen Straßentransport viele Vorteile:

Fahrzeuge im Vor- oder Nachlauf des KV dürfen ein zulässiges Gesamtgewicht von bis zu 44 t aufweisen (im Gegensatz zu Fahrzeugen im reinen Straßengüterverkehr mit einem zulässigen Maximalgewicht von 40 t).

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    Für Fahrzeuge im Vor- und Nachlauf des KV bestehen Ausnahmen von Fahrverboten zur Ferienzeit sowie an Sonn- und Feiertagen.

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    Fahrzeuge im Vor- und Nachlauf des KV können von der Kfz-Steuer befreit werden.

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    Personal- und Fahrzeugkapazitäten werden freigesetzt.

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    Eine höhere Transportsicherheit wird ermöglicht.

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    CO2-Emissionen werden verringert.

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    Straßen werden entlastet und Staus reduziert.

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    Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer können verbessert werden.

Allein in den vergangenen zehn Jahren ist die Verkehrsleistung im KV mit der Schiene um mehr als 40 Prozent gestiegen. Dabei ist das Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft, denn auch viele kleine und mittelgroße Straßen-Transportunternehmen wollen auf die Schiene.

Doch vor allem den positiven Effekt des KV auf die Umwelt, da durch dessen Nutzung Lkw-Fahrten eingespart werden können, hebt Eichentopf hervor: „Es kommt häufig vor, dass Kundinnen und Kunden angesichts der hohen CO2-Einsparungen im Vergleich zum Straßengüterverkehr – auf manchen Strecken sogar bis zu 80 Prozent – positiv überrascht sind. Bei uns auf der Website können sie deshalb auch direkt im Portal das Einsparpotenzial ihres Transports einsehen.“

Noch häufiger mache das Start-up allerdings die Erfahrung, dass sich Unternehmen der ökologischen Vorteile des Schienengüterverkehrs bereits durchaus sehr bewusst seien – ihnen allerdings der schnelle Zugang zum Markt fehle. „Diese Unternehmen würden also schon jetzt gerne häufiger die Schiene nutzen, allerdings bleibt der Lkw vor allem bei kurzfristigen Anfragen dann doch die flexiblere beziehungsweise einfachere Variante und erhält dadurch den Vorzug. Das wollen wir ändern.“

Wie der Deutschlandtakt den KV fördert

Im Rahmen des Deutschlandtakts werden die Kapazitätsbedürfnisse des Schienengüterverkehrs von Anfang an gleichberechtigt zum Schienenpersonenverkehr systematisch im Zielfahrplan mit eingeplant. Und das hat Vorzüge: „Durch die Modernisierung der Infrastruktur, die Beseitigung von Engpässen und eine effizientere Kapazitätsplanung kann der Deutschlandtakt aus unserer Perspektive einen ganz wesentlichen Beitrag leisten, den Güterverkehr auf der Schiene schneller, flexibler und verlässlicher zu machen – kurzum: produktiver. Das begrüßen wir sehr“, so Modility-CEO Eichentopf.