Stadt, Land, Eisenbahn. Zwar ist der Deutschlandtakt ein Projekt des Bundes – doch auch die regionalen Akteure müssen die Weichen für mehr Fahrgäste stellen. Zum Beispiel durch den Einsatz größerer Fahrzeuge, durch mehr Personal oder Fahrplananpassungen. Wie machen das der VBB (Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg) und die MVG (Münchner Verkehrsgesellschaft)?
2019 beförderten die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) in Deutschland 151 Millionen Fahrgäste im Schienenfernverkehr und 2,77 Milliarden Fahrgäste im Schienennahverkehr. Mit dem Deutschlandtakt sollen bis 2030 – dank bundesweitem Taktfahrplan, passgenauem Infrastrukturausbau, Verdichtung des Angebots und verkürzten Reisezeiten – doppelt so viele Fahrgäste sicher und umweltfreundlich via Schiene ankommen.
Um dieses verkehrspolitische Ziel zu erreichen, müssen auch die Länder und Kommunen zusammen mit den Anbietern der Nahverkehrsleistungen ihre eigene Angebotsplanung und -ausweitung am Zielfahrplan orientieren. Deshalb einmal nachgefragt: Wie bereiten sich der VBB und die MVG auf den wachsenden Mobilitätsbedarf im regionalen Schienenpersonenverkehr vor?
Berlin und Brandenburg sind bereit für mehr Fahrgäste
Aufeinander abgestimmte Taktfahrpläne sind schon heute im Nahverkehr innerhalb des VBB etabliert. „Doch der Deutschlandtakt geht darüber hinaus“, sagt Bernd Arm, Abteilungsleiter Angebot und Infrastruktur beim VBB. Er erklärt: „Durch abgestimmte Reiseketten vom Bus über den Regionalverkehr bis hin zum nationalen und internationalen Fernverkehr haben wir ein gemeinsames Ziel. Und von den kommenden Taktverdichtungen und dem Ausbau der Infrastruktur werden auch unsere Fahrgäste im Nahverkehr profitieren.“ Außerdem würden mit dem Deutschlandtakt zum Beispiel etablierte Umsteigeknoten im VBB-Gebiet – wie Cottbus oder Wittenberge – durch zusätzliche Angebote im Fernverkehr aufgewertet.
Um mit dem Fahrgastanstieg auf regionaler Ebene mitzuwachsen, setzt der VBB unter anderem auf zwei Projekte: „Netz Elbe-Spree“ und „i2030“. Das ist geplant:
Projekt Netz Elbe-Spree
Mit dem Netz Elbe-Spree werden ab Dezember 2022 deutliche Angebotsverbesserungen im Verbundgebiet des VBB sowie teilweise auch über die Landesgrenzen hinweg umgesetzt.
„Im Vergleich zum aktuellen Netz“, so Arm, „werden damit 30 Prozent mehr Zugkilometer und 50 Prozent mehr Sitzplatzkilometer angeboten. Zusätzliche Linien, neue Linienführungen, Taktverdichtungen und der Einsatz größerer und moderner Fahrzeuge sorgen für deutliche Angebotsverbesserungen und Kapazitätserhöhungen für die erwartete Nachfragesteigerung.“
Diese Maßnahmen sind geplant:
Neue Linien:
RE8 Wismar – Schwerin – Wittenberge – Berlin – Elsterwerda/Finsterwalde
RB32 Oranienburg – Berlin – Flughafen BER – Ludwigsfelde
RB37 Beelitz-Stadt – Potsdam-Rehbrücke – Berlin-Wannsee
Neue Linienführungen:
RE2 Nauen – Berlin – Lübbenau – Cottbus
RE7 Dessau – Bad Belzig – Berlin – Lübbenau – Senftenberg
RB21 Potsdam – Wustermark – Berlin
RB23 Golm – Potsdam – Berlin – Flughafen BER
RB24 Eberswalde – Berlin – Flughafen BER – Wünsdorf-Waldstadt
RB33 Jüterbog – Beelitz-Stadt – Potsdam einschließlich Reaktivierung des Streckenabschnittes Beelitz-Stadt – Ferch-Lienewitz
Taktverdichtungen mindestens zu den Hauptverkehrszeiten:
2 Züge pro Stunde Bad Belzig – Berlin
3 Züge pro Stunde Brandenburg an der Havel – Potsdam – Berlin – Frankfurt (Oder)
3 Züge pro Stunde Lübbenau – Berlin
4 Züge pro Stunde Nauen – Berlin
Einsatz größerer Fahrzeuge (Kapazitätserhöhungen):
RE1 mit bis zu 800 Sitzplätzen/Zug
RE2, RB10, RB14 mit 550 Sitzplätzen/Zug
RB22 mit 270 Sitzplätzen/Zug
RB24 mit 485 Sitzplätzen/Zug
RB33 und RB51 mit 140 Sitzplätzen/Zug
Projekt i2030
Da eine verstärkte Angebotsausweitung sich aufgrund bereits hoher Kapazitätsauslastung des Verbundnetzes als schwierig darstellt, wurden im Rahmen des Infrastrukturprojektes i2030 zudem mehrere Teilprojekte im Bahnnetz der Hauptstadtregion definiert, in denen Aus- und Neubaubedarf besteht.
Um eine bessere Schieneninfrastruktur für die Metropolregion zur Verfügung zu stellen, arbeiten für das Projekt die Länder Berlin und Brandenburg, die Deutsche Bahn und der VBB zusammen.
Diese Maßnahmen sind geplant:
Reaktivierung von Strecken:
Heidekrautbahn: Basdorf – Schildow – Berlin
Kremmener Bahn: Hennigsdorf – Berlin
Potsdamer Stammbahn: Potsdam – Kleinmachnow – Berlin
Siemensbahn: Berlin-Gartenstadt – Jungfernheide
Neue Strecke:
Teltow-Stadt – Stahnsdorf
Ausbau der Infrastruktur:
Berlin – Nauen
Hennigsdorf – Neuruppin
Lübbenau – Cottbus
Stationen der Linie RE1
Engpassbeseitigung im Netz der S-Bahn Berlin
O’zapft is – so bereitet sich München auf den Deutschlandtakt vor
Die bayerische Landeshauptstadt München ist nicht nur einer der Knotenpunkte für den Deutschlandtakt, sondern sie profitiert auch von den vielen neuen oder schnelleren Streckenangeboten, welche im Zuge dessen entstehen. Seit Dezember 2020 sind beispielsweise Reisende auf der neu elektrifizierten Strecke München – Lindau im Durchschnitt eine halbe Stunde schneller unterwegs.
Auch der städtische öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) profitiert laut Ingo Wortmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG), davon: „Für die Fahrgäste der MVG ergibt sich mit einem einheitlichen und dichteren Takt auf den Fernverkehrsstrecken insgesamt eine höhere Flexibilität bei Reisen von und nach München. Der Deutschlandtakt wird sich positiv auf die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs insgesamt auswirken. Wir hoffen, dass wir durch die Einführung des Deutschlandtakts auch im Stadtverkehr bei U-Bahn, Tram und Bus mehr Fahrgäste gewinnen können.“
Auf den Deutschlandtakt vorbereitet sei die MVG, sagt Wortmann. Vor allem Regionalzugverbindungen würden im Zulauf auf München bereits heute schon teilweise im 30-Minuten-Takt bedient. „Und der Deutschlandtakt im Fernverkehr, der ähnlich dichte Takte wie im Regionalverkehr vorsieht, wird ja schrittweise umgesetzt. So können wir in Abhängigkeit von den Detailfahrplänen der kommenden Jahre sukzessive das ÖPNV-Angebot anpassen“, erklärt Wortmann.
Deutschlandtakt: Alle sind an Bord
Ähnlich wie VBB und MVG bereiten sich bundesweit auch alle anderen Anbieter von Nahverkehrsleistungen in Abstimmung mit den für den ÖPNV zuständigen Ländern und Kommunen darauf vor, 2030 doppelt so viele Fahrgäste komfortabel, schnell und sicher an ihr Reiseziel zu bringen. Davon profitieren alle.